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Rechte Gewalt gegen Roma in Serbien

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In Serbien sind verschiedene neonazistische Gruppen aktiv, z.B.: „Tschetniks“, „Nacionalni stroj“ [Nationale Linie], „Skinheads“, „Combat 18“ mit ihrem Terrorableger „Krv i čast“ [Blut und Ehre serbische Division] und „Rassische Nationalisten – Rassonalisten“. Gemeinsame programmatische Elemente der Neonazisten und Rassisten sind einem Bericht des serbischen Innenministerium zufolge: „Antiwestlertum, Nationalismus, ideologische Ausschließlichkeit, Treue gegenüber Radovan Karadžić und Ratko Mladić, Homophobie, Abneigung gegenüber liberalen Werten und Antisemitismus“.
Die Gruppe „ Blut und Ehre“, deren Hauptquartier sich in Großbritannien befindet, bildete sich im Jahr 1995 in Serbien. Die Zahl 18 verweist auf Adolf Hitler. Die faschistische Gruppe ist international aktiv und weltweit in 17 Ländern vertreten. Sie sind bekannt für ihre extreme Gewaltbereitschaft und bewegen sich vor allem in der Fußballfanszene in Serbien. So griffen serbische Nazis den Antifaschisten Vladimir Lluiqit nach einem Fußballspiel an und haben ihn auf grausame Weise getötet.
Die rechtsextreme Gewalt richtet sich in Serbien auch gezielt gegen Roma. Sichtbar wird diese gruppenbezogene rechte Gewalt am offenen Straßenterror speziell gegen Roma. Dieser ist leider Alltag in den Belgrader Vorstädten. Fast täglich werden Angriffe gegen Roma in Serbien bekannt.
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Einer der bekannesten Fälle rechter Gewalt ist der Todesfall des dreizehnjährigen Dušan Jovanović, einem Rom aus Serbien. Am 18. Okotober 1997 wurde der Junge von zwei Skinheads angegriffen und zu Tote geprügelt. Die Skins haben mit Fäusten und einem Teil von einem Abflussrohr auf ihn eingeschlagen, ihn auf den Fußweg gestoßen und solange brutal geschlagen und gegen seinen Kopf getreten, bis er starb. Für die Tat wurden 1998 zwei Skinheads M.C. und I.F. in Belgrad zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Die Mörder des jungen Rom haben ihre Strafe in der Jugendjustizanstalt in Valjevo abgebüßt, sind jedoch noch vor Ablauf ihrer Haftstrafe entlassen worden.
Aleksandar Jovanović, Vater von Dušan Jovanović, berichtete der ERRC: „Die Skinheads gibt es hier schon lange. Seit 1995 haben sie begonnen unsere Leute und unsere Kinder zu beschimpfen und zu schlagen. Ich arbeite nachts in der Stadt in der Müllentsorgung. 1996 hatte ich einen Konflikt mit Skinheads. Als ich zur Nachtschicht ging, sah ich eine Gang in der Nähe meines Wohnblocks. Als ich von der Nachtschicht zurückkehrte standen sie immer noch da, griffen mich an und schlugen mich nieder. Einer reichte mir seinen Arm, um mir beim Aufstehen zu helfen, aber ich wusste, dass er mich erneut schlagen würde. Ich stieß ihn zurück und rannte weg, bis zu einer Polizeistreife. Diese haben mich mit ihrem Auto mitgenommen und wir suchten gemeinsam die Skinheads. Ich konnte einige von ihnen identifizieren und diese wurden auf die Polizeiwache gebracht. Ich weiß nicht, was danach mit ihnen passiert ist. Die Polizei hat mich darüber nicht informiert“.
Auch wenn die Zahl rassistischer Skinheads in Serbien auf nicht mehr als 2000 geschätzt wird, wird Romafeindlichkeit von weiten Teilen der serbischen Bevölkerung getragen. Vorurteile gegenüber Roma werden in alltäglichen Situationen sichtbar. Wahrscheinlich gibt es keine andere soziale Gruppe, die so häufig mit negativen Konnotationen genannt wird.
In Kragujevac, Niš, Aleksinac, und Novi Sad, gab es romafeindliche Graffitis an Schulwänden. Das Helsinki Committee for Human Rights in Serbia berichtete, dass der Slogan „Roma haut ab aus Serbien” an einem Gebäude im Zentrum von Novi Sad über ein Jahr lang zu sehen war. Zoran Obradović, Vater dreier Kinder berichtete der ERRC: “Es ist erniedrigend für unsere Kinder, wenn sie zur Schule gehen und solche Graffitis an den Schulwänden lesen müssen. Und es beängstigt uns, daran zu denken, was wohl der nächste Schritt der Skinheads sein wird. Nach der Ermordung von Dušan Jovanović hatte ich sehr große Angst.”
Der Fall des Schülers K.D. (10) aus Dokmir zeigt den Fortbestand von Romafeindlichkeit an Schulen in Serbien auf. 2014 wurde K. von einem Mitschüler gemobbt und so brutal zusammengeschlagen, dass dieser mehrere Tage im Krankenhaus verbringen musste. Die Familie des Jungen reagierte mit Entsetzen und trat mit den Eltern des Täters in Kontakt. Doch anstelle einer Entschuldigung, bekam die Familie weitere Drohungen. Seitens der Schule gab es keine Interventionen. Auch auf Anfrage eines Nachrichtensenders gab es keine Rückmeldungen von der Schule.
srbska-akcija-620x350Auf die fortwährende Gewaltbereitschaft gegen Roma in Serbien verwaist der Aktionismus der Neonazi Gruppe „Srbska akcija“ (Serbische Aktion). 2014 wurde eine Flugblattaktion der Organisation bekannt, auf der sie offen zu Gewalttaten gegen Roma aufrief. Die Antifaschistische Aktion (AFA) aus Novi Sad warnte auf ihrer Facebook-Seite, dass der Flyer primitivste faschistische Propaganda enthält. „Es handelt sich um die grundlegende faschistische Doktrin, die Aufmerksamkeit von den richtigen Ursachen der wirtschaftlichen Lage abzulenken. Wie auch Hitler in den 1930ern in Deutschland die Ursachen für die Wirtschaftskrise bei den Juden gesucht und von den wahren Schuldigen abgelenkt hat, so zeigen auch heute heimische Faschisten nicht auf die politische Elite, sondern auf Roma“, führt AFA aus. Aufgrund der Aktion hatte der Ausschuss für den Schutz der Gleichberechtigung Strafanzeige gegen „Srbska akcija“ wegen Hassrede gegen Roma gestellt und die Polizei ermittelte gegen die Urheber des Flugblatts.
Der Präsident des Rats der Roma Prof. Vitomir Mihajlović betonte, dass das Austeilen solcher Flugblätter schandhaft ist und eine große Beleidigung für alle Roma darstellt. „Wir verurteilen diesen Schritt, bei dem hemmungslos zum Lynchmord aller Roma aufgerufen wird. Diese Flugblätter präsentieren die klare Aussage, dass Roma nicht erwünscht und gefährdet sind. Auch die Verallgemeinerung aller Roma, der aus informellen Siedlungen und derjenigen, Doktoren, Professoren… bzw. derer, die erfolgreich und gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben, ist beleidigend. Leider ist die Verurteilung der Roma leicht, weil sie arm und schutzlos und damit immer ein leichtes Ziel sind“, betont Professor Vitomir Mihajlović.
Der Nationalrat der Minderheit der Roma, die Liberalna demokratska partija (LDP), die Liga der Sozialdemokraten der Vojvodina und die Sozialdemokratische Partei verurteilten die Verbreitung der Flyer und forderten angemessene Gegenmaßnahmen. Die Täter müssen gefunden und zur Verantwortung gezogen werden. Die LSV verwies darauf, dass die Organisation „Srbska akcija“ schon längst hätte verboten werden sollen.

 

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