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Workshop in Göttingen

Workshop in Göttingen

Unter dem Titel Roma in Europa. Diskriminierung und Rassismus haben wir einen Workshop vorbereitet, der die Teilnehmenden für die Situation von Roma sensibilisieren und Verständnis fördern sollte.

Nachdem wir uns vorgestellt hatten, wurde uns mitgeteilt, man wolle nichts über die Geschichte der Verfolgung hören, davon habe man bereits genug gehört. Wir haben die 600 Jahre Verfolgung dennoch in einem ca. fünfminütigen Animationsfilm behandelt. Beim anschließenden Input dauerte es nicht lange, bis die erste Person fragte, wann man denn endlich Fragen zu den Problemen, die man mit Roma habe, stellen könne. Mehrfach wurde geäußert, man habe sich nun genug mit der Geschichte befasst, man wolle jetzt zu den gegenwärtigen Problemen kommen. Dabei ging es die ganze Zeit um die Gegenwart. Um die Gegenwart der Kriege der 1990er und der Vertreibung nach dem Kosovokrieg, um die Realität in den Ländern, in die die Menschen abgeschoben werden, um die Realität der Lager, in die sie gesteckt werden, wenn sie zurückkommen, um die Kettenduldungen, die gesellschaftliche Exklusion, die Gewalt. Für manche der Teilnehmenden war es anscheinend nicht möglich, diese Realität mit dem Leben ihrer Klient_innen in Verbindung zu bringen.

Ein angesprochenes Problem ist z.B., dass ihre Projekt-Angebote von Roma nicht angenommen werden, z.B. ein Nachhilfeprojekt im sozialen Brennpunkt. Diese neo-kolonialen Projekte weißer bürgerlicher Organisationen und Mitarbeiter_innen kommen logischerweise nicht an, da sie die Bedarfe nicht treffen und Roma als Sonderfälle behandeln. Die Menschen brauchen Bleiberecht, Arbeit und die gleichen Rechte und Unterstützungsmöglichkeiten wie alle anderen Menschen.

Ähnliche Workshops haben wir bereits mehrfach mit Studierenden der Sozialen Arbeit u.Ä. gemacht, also Teilnehmenden, die mal in ähnlichen Bereichen arbeiten werden. Dort gab es natürlich auch viel Unwissenheit. Jedoch waren diese jungen Menschen offen und bereit, sich damit auseinanderzusetzen. Die genannten Menschen im Göttinger Workshop sind jedoch voller Vorurteile gewesen, die auf ihren beschränkten Erfahrungen mit Roma basieren. Hinzu kommt, dass viele nicht in der Lage sind, bestimmte Phänomene als Ausdruck sozialer Ungleichheit zu sehen. Stattdessen interpretieren sie diese als Ausdruck der „Romakultur“. Statt zu versuchen, Dinge zu verstehen, geht es den Leuten nur darum, ihren Arbeitsalltag zu erleichtern und ihre Projekte durchzuführen, indem wir ihnen (nicht existierende) mundgerechte Lösungen für ihre Probleme liefern. Aufgrund dieser Erfahrung ist uns nochmal klar geworden, wie wichtig unsere präventiven Ansätze sind und dass die Sozialarbeiter_innen während ihrer Ausbildung sensibilisiert und aufgeklärt werden, bevor sie mit Menschen arbeiten.

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