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Zum Tod des Menschenrechtlers Paul Polansky (1942-2021)

Nach langer schwerer Krankheit ist der Historiker und Autor Paul Polansky am 26. März 2021 in Serbien gestorben. Er hat sich über 30 Jahre lang für die Rechte von Roma eingesetzt und gehört zu den wichtigsten Menschenrechtlern in diesem Bereich.

Erst im Februar diesen Jahres hatte das Roma Center ihn als Referenten bei einer Veranstaltung zu den bleiverseuchten Lagern für Roma im Kosovozu Gast. Eingeladen war er aufgrund seiner bedeutenden Expertise im Zusammenhang mit den Kriegsverbrechen gegen Roma im Zusammenhang mit dem Kosovokrieg. Er war bereits 1999 für die Gesellschaft für bedrohte Völker und den UNHCR vor Ort und erlebte die Vertreibungen der Roma durch die Kosovo-Albaner.

Er war es auch, der den Skandal der bleiverseuchten Lager für Roma öffentlich gemacht hat. Die UN-Verwaltung im Kosovo (UNMIK) hat 1999 Flüchtlingslager für vertriebene Roma auf dem Gelände einer ehemaligen Bleischmelzanlage errichtet, die dort seit den 1970er Jahre gearbeitet und die Gegend mit Blei und anderen Schwermetallen verseucht hat. Zahlreiche Menschen wurden krank und starben an Bleivergiftung. Die im Camp geborenen Kinder kamen mit Hirnschäden zur Welt. Relativ schnell konnte in Bluttests nachgewiesen werden, dass die Menschen enorme Bleimengen im Blut hatten. Dennoch passierte nichts. Mehr als 10 Jahre hat Polansky sich dafür eingesetzt, dass die Menschen endlich umgesiedelt werden.

Paul Polansky wurde am 17. Februar 1942 als Kind tschechisch-deutscher Einwanderer in den USA geboren. In den 1990er Jahren hat er in Tschechien gelebt und die Geschichte des Konzentrationslagers für Roma im tschechischen Lety öffentlich gemacht, nachdem er umfangreiches Archivmaterial ausgegraben und Zeitzeugen befragt hatte. Die Geschichte des Lagers war seit dem Zweiten Weltkrieg weitgehend verloren gegangen, verschleiert oder verzerrt worden. Zu den Häftlingen des Lagers gehörten der berühmte Partisan Josef Serinek und seine Familie. Später wurde auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers eine Schweinefarm errichtet.

Polansky hat zahlreiche Bücher und u.a. den Dokumentarfilm „Gypsy Blood“ publiziert. 2004 erhielt er den Weimarer Menschenrechtspreis, da er sich unter Einsatz seines Lebens für die im Kosovo lebenden Roma einsetzte.

Bei den bevorstehenden Prozessen wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit gegen Hashim Thaci und andere (ehemalige) ranghohe kosovarische Politiker sollte er als Zeuge aussagen. Außerdem war an der Vorbereitung des Welt-Roma-Kongresses, der rund um den 8. April 2021 stattfinden wird, beteiligt.

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