
Am 4. Juni kam es in einer Geflüchteten-Unterkunft im thüringischen Apolda zu einem Brand, bei dem ein kleiner Junge gestorben ist und elf Bewohner:innen verletzt wurden. Über den Brand wurde in vielen Medien berichtet, jedoch wurde weitgehend ausgelassen, dass es sich bei dem Todesopfer um einen 8jährigen Jungen aus der ukrainischen Roma-Community handelt.
Uns verwundert weder, dass über die Zugehörigkeit des Kindes zur Roma-Community geschwiegen wird (denn über sie wird üblicherweise nur stereotyp negativ berichtet), noch dass es zu einem Brand mit fatalen Folgen in einer Sammelunterkunft kommt.
Bereits vor einem Jahr haben wir die Politik auf Bundesebene auf die schlechte Unterbringungs-Situation der ukrainischen Roma hingewiesen. Nach einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Antiziganismus-Beauftragten des Bundes, haben wir eine weitere Stellungnahme zum Thema an die Politik geschickt. Passiert ist seitdem nichts. Nach wie vor ist es so: Roma verbleiben überdurchschnittlich lange in den Unterkünften, da sie keine Wohnungen erhalten, während Geflüchtete aus der ukrainischen Mehrheitsbevölkerung häufig schnell eine Wohnung finden.
Das Problem betrifft nicht nur größere Familien mit vielen Kindern, sondern ebenso Familien mit nur einem oder zwei Kindern. In den Unterkünften leben die Familien sehr beengt. Drastischstes Beispiel, das wir bisher erlebt haben, war eine Unterkunft, in der elf Personen zusammen in einem ca. 30qm großen Raum geschlafen haben. Dabei handelte es sich nicht um eine Kernfamilie, sondern um diverse Familien-Angehörige: Erwachsene, Kinder und sogar ein Baby. Die Bewohner:innen zahlen für diese Unterbringung teils horrende Summen (im genannten Beispiel etwa 1500€ pro Monat). Die meisten ukrainischen Roma leben mittlerweile seit einem Jahr in solchen Zuständen.

Zimmer mit zwölf Betten in einer Geflüchteten-Unterkunft. Auf der anderen Seite des Raums sind weitere drei Stockbetten.
Dass derart beengten Wohnverhältnisse eine tödliche Gefahr darstellen, zeigt sich an der Unterkunft von Apolda.
Jedoch gibt es noch weitere Gefahren: Es gibt regelmäßig Anschläge auf Unterkünfte für Geflüchtete. Polizei und Feuerwehr vermuten (!) im vorliegenden Fall zwar, dass die Brandursache ein technischer Defekt war, jedoch gab es erst im letzten Jahr einen Anschlagsversuch auf eine Unterkunft in Apolda wie die Seebrücke Erfurt in ihrer Stellungnahme zum jetzigen Brand schreibt. Zwei Tage vor dem Anschlagsversuch letztes Jahr sind zudem an einem Bahnhof in Thüringen zwei Sprengsätze gefunden worden, von denen einer in eine Hakenkreuzflagge gewickelt gewesen sei.
Die Seebrücke Erfurt berichtet von mehreren Unregelmäßigkeiten beim Brand in Apolda:
So soll die Feuerwehr erst eine halbe Stunde nach dem Ausbruch des Feuers eingetroffen sein, da die Unterkunft in Apolda nicht direkt an die zentrale Meldestelle der Feuerwehr angebunden sei.
Der größte Teil der Bewohner:innen musste 7 Stunden draußen warten, bevor sie zu einer umfunktionierten Fabrikhalle gebracht wurden, in der sie nun „wohnen“ sollen. Dort mussten sie sich erst registrieren. Die letzten Personen kamen so erst nach 18 Uhr in die Halle. Bis die Menschen in die Halle kamen, wurden sie – bis auf ein bisschen Wasser und einen Apfel – nicht mit Lebensmitteln versorgt.
Die Menschen wurden teilweise über mehrere Tage nicht mit Kleidung versorgt, obwohl sie nur noch die Klamotten hatten, die sie bei der Flucht aus dem brennenden Haus auf dem Leib trugen. Bei manchen war das nur die Unterwäsche.
Viele Menschen haben ihre Sachen durch den Brand verloren. Der Verein ClandestIni – Solidarität mit Flüchtlingen e.V. hat daher einen Spendenaufruf gestartet, um sie mit dem Nötigsten zu versorgen:
ClandestIni – Solidarität mit Flüchtlingen e.V.
IBAN DE21 5089 0000 0056 8200 00
BIC: GENODEF1VBD
