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Der ultimative Vampir: Lilith Drake. Aus der Serie: Roma-Charaktere in Comics

Dracula wurde von Bram Stoker in seinem gleichnamigen Roman geschaffen und wurde durch diverse Verfilmungen – bereits vor 100 Jahren als Nosferatu, dann 1967 Tanz der Vampire und diverse Verfilmungen in den 1990er Jahren – zum bekanntesten Vampir der Populärkultur. Das historische Vorbild für die Roman-Figur war aller Wahrscheinlichkeit nach der rumänische Woiwode Vlad III., der wegen seiner liebsten Hinrichtungsmethode den Beinahmen Țepeș (gesprochen „Zepesch), der Pfähler, bekam. Besonders grausam war seine Behandlung von Roma, die er versklavt hat, Pfählungen und andere grausame Strafen waren Teil davon. Durch diese Grausamkeit baute er sein Image als Despot auf, das ihm dazu dienen sollte, seine Feinde, insbesondere das Osmanische Reich, abzuschrecken. Auch in der Comic-Welt taucht der finstere Blutsauger auf.

Im Comic ist Dracula der Vater von Lilith Drake. Auch der Name Lilith könnte kaum illustrer sein und hat zahlreiche und komplexe Konnotationen in Religionen und Kulturen, die eher negativ besetzt sind, jedoch auch, zum Beispiel in manchen feministischen Strömungen, positiv gelesen werden.

Die Lilith, die im Juni 1974 zum ersten Mal in einem Comic auftaucht, ist das Kind von Dracula und seiner Frau Zofia, mit der Draculas Vater ihn verheiratet hat. Bereits als kleines Kind wird Lilith von ihrem Vater gezwungen, sich gepfählte Gefangene anzusehen. Dracula hasst seine Frau und zwingt sie und Lilith schließlich, Schloss Dracula zu verlassen. Zofia begeht Selbstmord und Lilith wird von Roma aufgezogen. Liliths Pflegemutter ist die Roma-Älteste Gretchin.

Zu Lilith Superkräften gehören unter anderem Gestaltwandlung (sie kann sich in eine Fledermaus oder Nebel wandeln), sie kann Menschen mit ihrem Blick hypnotisieren und das Wetter sowie verschiedene Tiere kontrollieren.

Dracula ermordet viele Roma, darunter auch Gretchins Sohn Arni, weil er durch eine von ihnen zum Vampir geworden ist. Aus Rache verwandelt Gretchin auch Lilith in einen Vampir. Da sie sie jedoch als ihre Tochter betrachtet, macht sie Lilith immun gegenüber den Schwächen der Vampire: So kann sie z.B. nicht vom Tageslicht getötet werden, sie muss nicht schlafen und Kruzifixe haben keine Wirkung auf sie, sie kann sie sogar selbst bei anderen Vampiren anwenden. Obwohl sie Blut trinken kann und den Geschmack mag, ist ihre Existenz nicht davon abhängig. Der Fluch verlangt außerdem von ihr, Dracula auf ewig zu verfolgen, um ihn zu vernichten.

Normalerweise erscheint Lilith in ihrer eigenen Gestalt als große, schöne Frau mit langen schwarzen Haaren und einer Ähnlichkeit mit Dracula, gekleidet in ein rot-schwarzes, hautenges Kostüm und einen Umhang mit einem fledermausartigen Ornament im Haar. Bei jedem Anschlag auf sie flieht ihr Geist aber in den Körper einer jungen Frau, die den Tod ihres eigenen Vaters will.

Einmal pfählt Dracula Lilith. Durch den Fluch erwacht sie jedoch wieder zum Leben und wird ein weiteres Mal getötet. Diesmal lebt sie weiter, indem sie vom Körper Angel O’Haras Besitz ergreift. Angel hasst Dracula, da er ihren Mann umgebracht hat.

Lilith zieht nach New York und tötet einige Kriminelle, die Verbrechen an Frauen begangen haben, darunter einen Serienkiller, der auch versucht hat, Angel zu ermorden.

Mit der Hilfe von Viktor Benzel, einem Nachfahren Gretchins, versucht sie, sich von Angel O’Hara zu trennen. Sie greift Dracula in seinem Schloss an, ist aber wiederum physisch nicht in der Lage, ihn selbst zu pfählen.

Im Verlauf ihrer Geschichte bekämpfen sich Dracula und Lilith etliche Male, ohne oder mit nur scheinbarem Erfolg. Einmal unterstützen die X-Men Lilith, ihren Vater zu bekämpfen. Sie besiegen ihn zwar, aber auch diesmal gelingt es nicht, Dracula ein für allemal aus dem Weg zu räumen. In der Ausgabe Nr. 5 des Magazins The Tomb of Dracula offenbart Dracula Lilith, dass derselbe Fluch, der sie zu seiner ewigen Erzfeindin machte, sie gleichzeitig daran hinderte, ihn direkt zu töten. Selbst nachdem Dr Strange mithilfe der Montesi-Formel alle Vampire der Erde, darunter auch Dracula und Lilith, besiegt hatte, kehrten beide zurück.

Lilith versucht, ihren Vater durch einen Blutvirus, an den sie mit Hilfe eines Forschers namens Seward gelangt, zu töten. Der Virus vergiftet das Blut von Vampiren und lässt sie schnell altern und schwächer werden. Jedoch bereut Seward seine Tat und beginnt an einem Heilmittel zu arbeitet. Lilith und ihr Vater kämpfen miteinander. Schließlich pfählt sie Dracula. Dieser heilt sich jedoch, als er Sewards Blut trinkt, der sich das Heilmittel gespritzt hatte.

Historisch hat Vlad Țepeș Roma versklavt. Im Mythos und in der Populärkultur werden Roma häufig als seine Unterstützer:innen dargestellt. Roma wurden für gottlose Heiden gehalten, die im Bund mit Dämonen seien. In dieser irrealen Vorstellungswelt können sie in der Populärkultur als Draculas Helfer:innen erscheinen. Es ist schade, dass auch die Geschichte von Lilith und Dracula nicht genutzt wird, die Hintergründe der realen Roma-Geschichte näher zu erläutern. Die Verfolgungs-Geschichte der Roma in Rumänien klingt lediglich in den Morden an, die Dracula an den Roma begeht. Da Roma in dieser Comic-Geschichte jedoch den Vampir-Virus an Dracula und seine Tochter übertragen, wird ihnen eine Macht zugeschrieben, die sie im historischen Rumänien nicht hatten. Zudem wird hier das Stereotyp von Roma als Krankheitsüberträger:innen bedient. Als Rachephantasie wäre diese Comic-Story interessant, wenn nur der Vampir leiden würde. Da er jedoch beständig seine Blutlust stillen muss und den Virus an unbeteiligte Menschen überträgt und sie tötet, funktioniert dieser Gedanke nicht.

Die Figur der Lilith taucht im Juni 1974 erstmals in einem Comic auf: in Giant-Size Chillers Featuring The Curse of Dracula #1. Sie wurde von Marv Wolfman und Gene Colan erschaffen, die meisten ihrer Soloauftritte schrieb Steve Gerber.

Ihr Charakter war zwischen 1974 und 1989 oft zu sehen, nach einer längeren Pause tauchte er 1997 wieder auf. Lilith erhielt einen Eintrag in The Official Handbook of the Marvel Universe Deluxe Edition #18 und in The Official Handbook of the Marvel Universe: Horror 2005.

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