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Die braune Pest in Göttingen

 

Am 1. April hielt der sogenannte Freundeskreis Thüringen-Niedersachsen eine Kundgebung in Göttingen ab – eine Demo durch die Stadt war nicht genehmigt worden. Um 12:30h begann eine Gegenveranstaltung unter dem Motto Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! auf dem Wilhelmsplatz. Der Demonstrationszug setzte sich in Richtung Albaniplatz in Bewegung. Hier, am damaligen Adolf-Hitler-Platz, hatten am 10. Mai 1933 Göttinger Studierende die Bücherverbrennung organisiert, bei der „undeutsche“ Schriften in die Flammen geworfen wurden. An der Gedenktafel mit den berühmten Worten Heinrich Heines – Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen – haben Antifaschist_innen rote Nelken zum Gedenken an die Verfolgten niedergelegt. 

 

Der Zug setzte sich durch die Rote Straße in die Innenstadt fort, in der die bunten Buden und Karusselle des Ostermarktes ein skurriles Kontrastbild zu einer politischen Performance bot: Eine Gruppe hatte einen Panzer aus Pappe aufgefahren und zerstörte ihn vor Ort – eine Kritik am Export entsprechenden Tötungsgeräts made in Germany.

 

Die Demonstration wurde von Reden verschiedener Bündnispartner_innen begleitet – u.a. beteiligte sich alle bleiben/ das Roma Center mit einem Beitrag zur historischen und gegenwärtigen Situation rechter und struktureller Gewalt gegen Rom_nja und Geflüchtete.

Am Bahnhof angekommen, bot sich den Demonstrierenden mit einem Grüppchen von etwa zehn Anhänger_innen des „Freundeskreises“, geschützt von einem massiven Polizeiaufgebot, ein recht klägliches Bild der Rechtsextremen. Mit der Zeit wuchs es auf etwa 100 Leute an. Begleitet wurden sie von einem Lautsprecherwagen, der aussah wie eine Frittenbude und mit diversen nationalen Sprüchen garniert war. Die Nazis schwenkten Reichsflaggen mit und ohne Reichsadler/ eisernem Kreuz und sonstige Feudel, die ihre Gesinnung zum Besten geben sollten. Das rechtsextreme Gebrüll der Redner und – hört, hört – Rednerin ging in den Parolen der laut Medien ca. 1200 Gegendemonstrant_innen unter. Auch die mitgebrachte Musik, die das völkische Herz, so denn vorhanden, erweichen sollte, wurde von der Live-Musik des Göttinger Symphonie Orchesters und anderer Bands übertönt. Das Bündnis gegen Rechts hatte eine Bühne vor dem Bahnhofsplatz aufgebaut, auf der neben Musik auch Redebeiträge von Bündnismitgliedern gehalten wurden.

Für den Fall, dass die Nazis den Bahnhofsplatz Richtung Stadt verlassen würden, hatte die Partei  Die Partei in der gesperrten Berliner Straße ihre Version des Antifaschistischen Schutzwalls aufgebaut – eine von ihnen kitschig-ironisch genannte „Mauer der Liebe“ aus Pappkartons.

Das Bündnis gegen Rechts hat die Gegenveranstaltung mit einer Spendengala verbunden – für jede Minute der Nazi-Kundgebung floss Geld an Sea-Watch, eine Organisation, die in Seenot geratene Geflüchtete rettet.

Nach 16h verließen die Nazis die Stadt und zogen anschließend durch Northeim; einige fuhren zurück nach Göttingen bzw. nach Friedland.

 

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