
Roma im Kosovo: Leid ohne Ende – 26 Jahre nach dem Krieg
Kenan Emini, der Vorsitzende des Roma Centers e.V., gehörte zu den Sprecher:innen einer wegweisenden Konferenz am 30. Mai 2025 in Belgrad. Unter dem Titel Das Leid der Roma während des Konflikts im Kosovo diskutierten Vertreter:innen der serbischen Regierung und Roma-Organisationen die fast vollständige Vertreibung der Roma nach dem Krieg 1999 durch ethnische Albaner:innen aus der Region Kosovo und deren bis heute anhaltenden Folgen.

26 Jahre nach dem Krieg sind viele Fragen weiterhin offen. Noch immer ist unklar, wie viele Roma im Jahr 1999 und danach verschleppt und ermordet wurden. Von mehreren Hundert Roma fehlt nach wie vor jede Spur. Zwischen 120.000 und 150.000 Roma verließen den Kosovo und es gibt bis heute keinen Ort, an den sie zurückkehren könnten.

Ljuan Koko, Vorsitzender des Zentrums für Bildung der Roma und ethnischen Gemeinschaften und Hauptorganisator der Veranstaltung, erklärte: „Das Ziel der Konferenz ist, das Schicksal der getöteten, entführten und verschwundenen Roma in den Vordergrund zu stellen. Leider wissen wir selbst nach 26 Jahren nicht, wie viele Roma getötet wurden. Über 120.000 Roma verließen den Kosovo, mehr als 80 Prozent von ihnen leben heute im Westen.“ Er ging auch auf die heutige Lage im Kosovo ein und warnte, dass sich die Lage von 1999 heute im Kosovo wiederhole.
Der Exodus dauert bis heute an, betonte Veljko Odalović von der serbischen Kommission für vermisste Personen. Die Roma seien damals wie auch heute schutzlos gewesen – Opfer systematischer Gewalt und ethnischer Säuberung durch die UÇK. Viele gelten weiterhin als vermisst.
Demo Beriša, Minister für Menschen- und Minderheitenrechte und gesellschaftlichen Dialog, sprach von einer tiefen Benachteiligung: Roma gehörten neben den Serben zur am meisten gefährdeten Bevölkerung im Kosovo. Unterstützung durch die serbische Regierung sei notwendig, und er sicherte sie zu.
Auch Milena Parlić vom Kosovo-Büro sprach über Möglichkeiten der Unterstützung.
Journalist Željko Šajn nannte das, was 1999 passierte, einen „kulturellen Völkermord“ an den Roma – ein Thema, das der Westen ausblende.

Der Unternehmer Vlado Vučković stammt aus Uroševac und lebt seit den 1990er Jahren in Deutschland. Im Kosovo besaß er mehrere Geschäfte und Cafés, die während der ethnischen Säuberungen 1999 geplündert und abgebrannt wurden. Sein Geschäftspartner Ekrem Šabani wurde grausam ermordet.

Ähnliches erlebten viele weitere Roma. Kenan Emini vom Roma Center bezeichnete die Vertreibung aus dem Kosovo als größte Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg: „150.000 Roma wurden aus dem Kosovo vertrieben und leben nun zerstreut in der Diaspora. Wir haben unsere Heimat verloren.“ Er ergänzte, es sei wichtig, dass das Thema nicht nur in Serbien, sondern auch in der Diaspora behandelt werden müsse. Dabei erinnerte er an die Beteiligung der NATO am Krieg und damit die Verantwortung der beteiligten Länder, zu denen auch Deutschland gehörte.
In seiner Präsentation ging Emini auf die dokumentierten Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen ein, die unmittelbar nach dem Krieg begannen, und die nicht nur die Gewalt gegen Roma, sondern auch das internationale Versagen und damit die fortbestehende Verantwortung der internationalen Gemeinschaft aufzeigen. Er sprach über die Notwendigkeit, eine Kommission in Serbien und der Diaspora einzurichten, um aufzuklären, was mit den Verschwundenen Roma passiert ist, wo ihre sterblichen Überreste verblieben sind und wie die Menschen für ihr geraubtes Eigentum und die erlittenen Schäden entschädigt werden können.
Siehe auch: https://ran.eu.com/30-05-2025-das-leid-der-roma-wahrend-des-konflikts-im-kosovo-konferenz-in-belgrad/
Am Tag nach der Konferenz waren die Gäste in Staro Sajmište, einem ehemaligen Messegelände, auf dem nach dem Überfall auf Jugoslawien ein Konzentrationslager eingerichtet wurde, in dem Juden, Roma und Serb:innen interniert und ermordet worden sind.