
Vortrag auf der Landesmitgliederversammlung der Linksjugend in Hannover Vom 17. bis 19. Februar 2017 fand in Hannover die Landesmitgliederversammlung der Linksjugend [‘solid] Niedersachsen statt. Die Organisatoren luden das Roma Center Göttingen/ RAN ein, um den Mitgliedern die historische und gegenwärtige Situation von Roma in Deutschland und Europa näherzubringen, da es sich dabei um ein vernachlässigtes und entsprechend wenig bekanntes Thema handele.
Zum Einstieg hatten wir daher einen Film von IniRromnja mitgebracht. In „Die Roma-Geschichte in Deutschland“ erzählt eine junge Romnja, wie die Roma vor über 600 Jahren von Indien nach Europa kamen, über die Geschichte der Verfolgung, über den Völkermord. So wurde 1936 z.B. ein Lager in Marzahn errichtet, in dem Experimente an Roma durchgeführt wurden; viele, vor allem Frauen, wurden zwangssterilisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es für die Überlebenden des Völkermords (Porajmos) keine Entschädigung. Eine „Wiedergutmachung“ wurde vor allem deswegen verweigert, da nicht anerkannt wurde, dass Roma aufgrund rassistischer Gründe verfolgt und ermordet wurden.
Zeitsprung: Zur historischen Situation gehören auch die Kriege in Ex-Jugoslawien. Eine Brücke zur Gegenwart schlagen sie insbesondere, da viele derjenigen Roma, die damals geflohen sind, heute immer noch keinen sicheren Aufenthaltsstatus in Deutschland haben. Seit nun annähernd drei Jahrzehnten befinden sie sich in einem Kreislauf aus Abschiebung und Rückkehr – viele sind bereits mehrfach abgeschoben worden, kommen jedoch immer wieder zurück, da sie in den Ländern Ex-Jugoslawiens keine Lebensgrundlage mehr haben (dazu gehört z.B., dass sie während des Krieges enteignet und ihre Häuser zerstört wurden).
Obwohl diese Menschen vor einem Krieg geflohen sind, werden sie in Deutschland als so genannte Wirtschaftsflüchtlinge wahrgenommen und (rechtlich) behandelt. Dass ihre wirtschaftliche Situation auch mit dem Krieg und mit Diskriminierung zusammen hängt, wird dabei ignoriert.
Aus seiner Beteiligung am Kosovokrieg, und damit an der Verfolgung der Roma, übernimmt Deutschland nicht die notwendige Verantwortung, die da hieße: bedingungsloses Bleiberecht. Stattdessen wurden die Westbalkanstaaten zu so genannten sicheren Herkunftsländern erklärt und Roma können daher leichter dorthin abgeschoben werden – obwohl viele von ihnen in Deutschland geboren wurden, sich hier zu Hause fühlen und ihre vermeintliche Heimat nicht einmal kennen.
Ein weiteres Thema des Vortrags war das Wiedererstarken rechter Kräfte in Europa. Mit dem Kurzfilm Batman vs Jobbik wurde das Thema eingeleitet. Diskutiert wurde nicht nur die Repression gegen Roma in Ungarn, sondern auch die Sündenbock-Funktion der Roma für die Rechte überall in Europa. Festzustellen blieb schließlich, dass es in Europa allgemein wenig Widerstand gegen das Gedeihen rechter Bewegungen gibt und dass die traditionell Widerständigen, Studierende und Arbeiterklasse, nicht mehr zueinander finden. Warum ist das so und wie können wir das ändern?




