Foto © Gruppe gegen Antiromaismus
Jozef Miker von Rassisten attackiert
Am vergangenen Wochenende wurde im tschechischen Teplice der bekannte Roma-Aktivist Jozef Miker angegriffen. Mehrere Männer, die betrunken aus einer Kneipe in der Nähe seines Hauses kamen, begegneten ihm im Vorbeigehen. Die Angreifer kannten ihn nicht und waren nicht nur auf seine ethnische Zugehörigkeit zu den Roma fixiert, sondern auch darauf, dass er ein T-Shirt der Piratenpartei trug. “Alter, ein Z. in einem Piratenhemd, das geht zu weit, verdammte Piraten!” Jožka hörte einen von ihnen sagen.
Einer der Männer packte ihn von hinten, drückte ihm die Arme an den Körper, und ein anderer Mann schlug ihm mehrmals ins Gesicht. Dabei hat Jožka einen Zahn verloren. Die Angreifer zogen ihm sein Piraten-Shirt aus und zerrissen es. Sie nutzten aus, dass er ein schwerkranker älterer Bürger ist, der eine Invalidenrente bezieht. Jožka war über 30 Jahre lang Bergmann und hätte in jüngeren Jahren keine Schwierigkeiten gehabt, sich körperlich zu verteidigen. Er reagierte wie viele andere Roma in einer solchen Situation: Er wird den Überfall nicht anzeigen, er behandelt sich selbst und sucht keine medizinische Hilfe.
Adam Komenda von den Piraten sagte: “Ich kenne Jožka Miker persönlich als einen Mann, der die meiste Zeit damit verbringt, anderen zu helfen, z.B. regelmäßig ehrenamtlich zu kochen und Obdachlosen in Teplice das Mittagessen zu bringen, und der sich auch der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien widmet. Der Bericht, dass er ohne Grund angegriffen wurde, erfüllt mich mit Wut und Enttäuschung. Natürlich verurteile ich diese schändliche Tat. Leider werden ähnliche Angriffe auf Roma aus vielen Gründen selten der Polizei gemeldet, und aus diesem Grund landen nur sehr wenige vor Gericht, damit die Täter bestraft werden können”.
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Das Roma Center/ Roma Antidiscrimination Network kennt Jožka seit langer Zeit. 2014 war er mit uns beim Romaday, und vorletztes Jahr hat er auf unserem gemeinsam organisierten Romani Truck from Latveria bei der we‘ll come united Demo in Hamburg eine Rede gehalten. Wir sind wütend, dass schon wieder ein Mensch aus rassistischen Gründen überfallen wurde.
Besonders bekannt ist Jožka für seinen Kampf gegen die Schweinemastanlage in Lety. Dieser Betrieb war auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Lety errichtet worden, in dem Roma inhaftiert waren, Zwangsarbeit leisten mussten und ermordet wurden. Zu den Häftlingen des Lagers gehörten auch der Partisan Josef Serinek und seine Familie. Seine Frau und Kinder starben hier oder in Auschwitz. 2018 kaufte der tschechische Staat das Gelände vom Besitzer der Mastanlage auf. Nun soll dort endlich eine Gedenkstätte entstehen.