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Protestaktion: Schützt das Mahnmal/Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas!


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Protestaktion: Schützt das Mahnmal/Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas!

Liebe Rom*nja und Sinte*ze, liebe Freund*innen, Mitstreiter*innen,

nur drei Monate, nachdem in Hanau neun Menschen ihr Leben als Opfer von rassistischem Terrorismus ließen und noch mehr verletzt wurden,

nur wenige Wochen, nachdem mehrere Rom*nja und Sinte*ze ein weiteres Mal Opfer desselben Gedankengutes wurden, das bereits einmal in der Geschichte Deutschlands, in der Geschichte Europas mehr als einer halben Million Rom*nja und Sinte*ze das Leben kostete, als sie ihren Tod in den Vernichtungslagern fanden und Opfer eines systematischen Genozid wurden,

ja, während unsere Tränen noch nicht versiegt sind und unsere Wut noch frisch ist, müssen wir uns bereits gegen den nächsten Angriff auf unsere Würde und Anerkennung wehren.

Unser zentraler Gedenkort, Grabmal der Unbegrabenen – das Mahnmal/Denkmal für die ermordeten Sinte*ze und Rom*nja   Europas im Zentrum Berlins ist bedroht. Bedroht ausgerechnet von jenen, die besonders in Verantwortung für die jetzige Gesellschaft und zukünftige Generationen handeln müssten: Der Deutsche Bundestag und die Deutsche Bahn! Nach deren gemeinsamen Plänen soll unser Mahnmal für ein Bauvorhaben – für eine S-Bahn – temporär entfernt oder teilweise gesperrt werden. Die Deutsche Bahn nennt dieses Bauvorhaben „eines der wichtigsten Zukunftsprojekte“ für Berlin[1].

Nach fast drei Dekaden Kampf der Bürger*innenrechtsbewegung von Sinti*zze und Rom*nja und ihrer Verbündeten und nach mehr als zwei Jahrzehnten Planung und Bau wurde 2012 das vom jüdischen Künstler Dani Karavan entworfene Mahnmal/Denkmal der Rom*nja und Sinte*ze in Berlin Tiergarten gegenüber des Reichstagsgebäudes eingeweiht. Erst seit 2012 haben wir Sinte*ze und Rom*nja einen Ort des Gedenkens und der Erinnerung an all jene, die nicht zurückgekommen sind, die den deutschen Faschisten und ihren Verbündeten zum Opfer gefallen sind. Erst seit 8 Jahren gibt es mit dem Mahnmal/Denkmal ein sichtbares Eingeständnis von Schuld, Verantwortung und der Mahnung.

Deutsche Politik und Gesellschaft hat beschämend lange gebraucht, um den rassistischen Genozid an den Rom*nja und Sinte*ze Europas anzuerkennen. Diese Genugtuung kam für viele der Überlebenden zu spät. Sie lebten auch nach 1945 Jahrzehnte ohne symbolische Anerkennung und finanzielle Entschädigung für ihr erlittenes Leid und in permanenter Angst vor erneuter Verfolgung und einer Wiederholung der erlebten Geschichte.

Auch die Deutsche Bahn AG brauchte viele Jahrzehnte, um sich ihrer Geschichte zu stellen und anzuerkennen: ohne die Vorläuferorganisationen der Deutschen Bahn wäre die Verschleppung von Sinte*zze und Rom*nja in die Vernichtungslager nicht möglich gewesen. Die Erinnerung daran und die Mahnung sei für die Deutsche Bahn AG wachzuhalten, sie sei für Erinnerung und gegen das Vergessen.[2] Wie können wir nun diese Bekenntnisse heute für glaubhaft halten?

Dieses Mahnmal/Denkmal dient nicht nur den Rom*nja und Sinte*ze, nicht nur den Überlebenden des Völkermordes, ihren Angehörigen und Nachkommen als Ort des stillen Gedenkens und der Erinnerung. Das Mahnmal/Denkmal ist Ort des Lernens und des Gedenkens für die gesamte Weltgesellschaft geworden und es ist ein wichtiges Symbol Deutschlands, eine Botschaft für die Welt, das Leid der Opfer anzuerkennen, die eigene Geschichte ernst zu nehmen und in politischer Verantwortung eines „Nie wieder!“ zu handeln.

Erschütternd ist, dass wiederum erst die Opfer selbst darauf aufmerksam machen müssen, dass ihre Würde verletzt wird! Rom*nja und Sinte*ze mussten nach 1945 selbst für dieses Mahnmal kämpfen, das jetzt in Gefahr ist!

Erschütternd ist, dass der Deutsche Bundestag und die Deutsche Bahn offensichtlich keinerlei Idee von der kollektiven Bedeutung und gesellschaftlichen Symbolik des Ortes haben und sogar einen temporären Totalabbau des Mahnmals in Erwägung zogen!

Skandalös ist, dass die Opfer der Nationalsozialisten und ihre Verbände und Organisationen nicht von Anfang an in die Planungen einbezogen wurden und dass bis jetzt keine öffentliche Transparenz zu diesem ungeheuerlichen Vorhaben hergestellt ist!

Dieses Mahnmal ist ein Zeichen der kollektiven Erinnerung, es ist ein Zeichen der Gerechtigkeit und es gibt uns ein Stück der Würde zurück, die uns und unseren Familien in den Konzentrationslagern genommen worden ist. Kommt zur Demonstration für unsere Würde und die Forderung nach Respekt für unsere Geschichte der Verfolgung, der Ermordung und des Kampfes für unsere Rechte!

Das Mahnmal in seiner jetzigen Gestaltung bleibt! Wir fordern eine Lösung, die unseren Gedenkort unberührt lässt! Wir rufen das Land Berlin als Bauherrin dazu auf, das Bauvorhaben in dieser Form zu stoppen! Statt einem Abbau fordern wir den Ausbau des Gedenkortes mit einer Informationsstelle und Begleitprogramm! Wir fordern die Transparenz dieser Vorgänge und den Einbezug unserer Zivilgesellschaft!

Opre Rom*nja und Sinte*ze!

 

Treff: Samstag, den 13. Juni 2020 um 15 Uhr, Scheidemannstraße vor dem Reichstagsgebäude

Schlusskundgebung: Deutsche Bahn AG Konzernzentrale, Potsdamer Platz

www.facebook.com/events/

 

[1] vgl. https://www.deutschebahn.com/pr-berlin-de/aktuell/presseinformationen/Gedenkstaette-fuer-ermordete-Sinti-und-Roma-wird-durch-neuen-S-Bahn-Tunnel-nicht-angetastet-5237808

[2] vgl. https://www.deutschebahn.com/de/konzern/geschichte/themen/mahnmal-1187914

 

 

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