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Refugees in! Roma out? A Forum on Roma People in Germany in the Context of Refugee Crisis

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Refugees in! Roma out? A Forum on Roma People in Germany in the Context of Refugee Crisis

Die Studierenden des Erasmus Mundus Masters-Programms „Euroculture – Society, politics and culture in a global context“ haben mit Unterstützung des Astas der Georg-August Universität Göttingen und zusammen mit der Gesellschaft für bedrohte Völker und dem Roma-Center Göttingen am 13. Juni 2016 die Veranstaltung „Refugees in! Roma Out? A Forum on Roma People in Germany In the Context of Refugee Crisis“ organisiert. Das Thema ist hochaktuell, werden doch im politischen Diskurs nicht selten Gruppen von Geflüchteten konstruiert und gegeneinander ausgespielt. Währenddessen wird die Rückführung – insbesondere von Roma und Romnja – unter der Berufung auf ‚sichere Herkunftsstaaten’ durch ein beschleunigtes Asylverfahren immer wahrscheinlicher und bereits täglich praktiziert. Dabei ist insbesondere diese heterogene Gruppe nicht nur massiv von Abschiebung bedroht – in ihren vermeintlichen Herkunftsländern erwartet sie nicht zuletzt Diskriminierung durch den Staat, ein Leben in Armut und Gewalt seitens der Bevölkerung.

Das Forum bot eine Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit dem Thema. Insbesondere wurde aber mit stereotypisierenden Bildern über Rom/nja gebrochen.

Nach einem kurzen Input seitens der Veranstalter/innen, wurde ein Film der open society foundation über die Geschichte der Roma eingespielt. Stefan, Musiker aus Rumänien, hatte danach die Bühne für sich und spielte auf seiner Geige einige Stücke aus seinem reichhalteigen Repertoire an.

Jasna Caucevic, Referentin der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), stellte in einem ca. 20minütigen Vortrag die Geschichte der Roma in einen breiteren gesellschaftlichen und historischen Kontext mit der leitenden Frage „Who are the Roma?“ zu einer sehr differenzierten Antwort gelangte das Publikum über Begriffserklärungen und Lebenswege, über die kritische Auseinandersetzung mit Stereotypisierungen sowie die Verfolgung und Vernichtung, schließlich in die jüngere Vergangenheit und die Gegenwart. Caucevic führte in beeindruckender Weise vor Augen, wie verschiedene Aspekte wie Arbeitslosigkeit (bspw. im Zuge des Wegfalls sozialistischer Sicherheit), miserable Wohnsituationen und mangelnder Zugang zu Bildung zusammenhängen und sich wechselseitig bedingen und zu gesellschaftlichen Ausschlüssen führen – gerade im Kontext der Europäischen Union. Sie führte Beispiele aus Tschechien, Ungarn, Bulgarien und Rumänien an und zeichnet Bezüge der Abschottung nach: Diese Länder nehmen die wenigsten Flüchtlinge auf; zugleich wird in verschiedenen Bereichen bei der Roma-Minderheit auf Segregation gesetzt, wie bspw. in einigen rumänischen Schulen, und starke rechtsradikale Strömungen sind auf dem Vormarsch, wie in Ungarn. Im Kosovo, als ‚sicheres Herkunftsland’, haben nach dem Jugoslawienkrieg zurückgekehrte Roma kaum eine Perspektive – ihre Häuser wurden zerstört oder von ehemaligen Peinigern besetzt. In Deutschland finden diese Verhältnisse kaum Gehör. Stattdessen werden Abschiebungen schneller vorangetrieben, selbst für die, die sich bereits seit Jahren hier aufhalten.

Versäumnisse der Verbesserung der Lebenssituation, die alltägliche Gewalt mit denen Roma konfrontiert sind, ebenso wie die Nicht-Anerkennung historischer Verantwortung untermauern Caucevics Beitrag. In der durchaus lebhaften Diskussion ging es um Kontinuitäten der Diskriminierung und Möglichkeiten der Integration. Die Frage, so Caucevic, ist weniger, ob sie sich integrieren wollen, sondern wie angesichts der Verfolgung und Brandmarkung Zugänge geschaffen werden können, um Teilhabe zu ermöglichen. Verweise auf ‚die Kultur der Roma’ können in diesem Zusammenhang kein wegweisender Beitrag sein.

Ebenfalls in der Gegenwart angekommen, zeigte der Göttinger Filmemacher Kenan Emini mit seinem Film The Awakening die brutale Realität von Abschiebungen in der Bundesrepublik. Familien und Kinder, die bereits seit Jahren in Deutschland leben, sind. Anschließende Beiträge und Fragen aus dem Publikum an den Regisseur drehten sich um Staatsbürgerschaft und sowie Ansätze – bspw. großangelegte Kampagnen in den vermeintlich sicheren Herkunftsländern – die kaum in der Community ankommen.

Ein wenig abseits stand der letzte Vortrag von Dr. Udo Mischek, Religionswissenschaftler, über seine ethnographische Forschung zu einer Sinti-Wahlfahrt. Dabei ging es insbesondere um religiöse Konzepte der Sinti und Sinteza  Oberlöstern im Saarland. Zum Teil fahrende Familien besuchen jedes Jahr die gleiche Kirche. Die Prozession folgt dabei einer eigenen Dramaturgie und alltägliche Gegenstände werden vom Priester gesegnet. Im Zentrum der Prozession steht die ‚schwarze Maria’, einer Skulptur aus schwarzem Holz, die die Sinti-Familien als die ihre ausgewählt haben. Der anschließende Gottesdienst findet gemeinsam mit den Dörflern statt. Fragen aus dem Publikum beschränkten sich auf die Herkunft der Maria und die Familiengeschichte der Sinti in diesem Beitrag. Zu Anfang des Vortrags gab es bereits einige (berechtigte) Kritik an der Verwendung des Begriffs ‚Gypsy’ (im Englischen), gefolgt von der Bitte, diesen in Anführungszeichen zu setzen. Der Beitragende ging darauf ein, verwies aber zugleich auf die Selbstbezeichnung der erforschten Gruppe im Deutschen…

 

 

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