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Roma in Rumänien

500 Jahre lang lebten Roma in Fürstentümern der Walachai und Moldawiens als Leibeigene und Sklaven. Ursprünglich lebten mehr als die Hälfte der Roma in der Walachai und in Moldawien als nomadisierende Gruppen. 1850 war es etwa noch ein Drittel. Die Unterscheidung der zwei Gruppen „Lajaschi“ nomadische und „Vatraschi“ sesshafte Roma, gibt es bis heute. Die Lebensbedingungen der Vatraschi waren wesentlich schlechter als die der nomadisierenden Roma. Frondienste für den Herrn zu leisten, „Clácă“, bedeutete für viele Roma ein Leben in extremer Armut, sie mussten zu den landwirtschaftlich wichtigen Zeiten für ihren Besitzer arbeiten und konnten somit kaum ihre eigenen Felder bestellen, die wesentliche Grundlage ihrer Existenz darstellten. Die Lajaschi hatten gegenüber den Vatraschi mehr Privilegien. Sie hatten, basierend auf der Roma-Tradition, eine autonome Gerichtsbarkeit, die gegenüber den moldauischen und walachaischen Autoritäten anerkannt war. Sie mussten Steuern entrichten, hatten aber im Gegensatz zu den Vatraschi keine weiteren Verpflichtungen. Im 19. Jahrhundert wurde die Sklaverei zunehmend hinterfragt. Mit dem Gesetz vom 22. Mai 1843 wurden alle Roma in Staatsbesitz befreit und erhielten den Status von steuerpflichtigen rumänischen Bürgern. Am 11. Februar 1847 wurde das Gesetz zur Freilassung der Roma, die den Metropoliten, Klöstern und Bischöfen dienten, erlassen. Als letzte Gruppe wurden jene Roma befreit, die als Sklaven im Besitz von Privatpersonen, in erster Linie von Adligen waren. Mit dem Dekret von Fürst Ştirbei am 8. Februar 1856 war die Sklaverei offiziell abgeschafft. Der 8. Februar wurde zum nationalen Feiertag ernannt. Mit der Sklavenbefreiung wurden die ehemaligen Besitzer jedweder Verantwortung gegenüber den Roma enthoben. Jahrzehntelang gab es keine politischen Maßnahmen, die auf die Integration von Roma abzielten. Die neugewonnene Freiheit entwickelte sich zu einer neuen Form wirtschaftlicher Abhängigkeit. Einige Roma nahmen die nomadische Lebensweise (wieder) auf, andere verließen Rumänien. Die weiterhin in Rumänien lebenden Roma wurden marginalisiert und ausgegrenzt. Vorurteile gegenüber Roma beruhten jahrhundertelang auf dem mittelalterlich geprägten Bild der „Andersgläubigen“. Ab 1940 mit der Machtergreifung der „Eisernen Garde“ wurden rassenideologische Maßnahmen wirksam, so formulierte ein Gesetzesvorschlag von 1941 „Die Wichtigkeit der Zigeunerfrage“ und forderte das Verbot von Eheschließungen zwischen „Z“ und Rumänen, sowie die Isolierung von Roma in einem „Ghetto“. In Folge darauf erließ die rumänische Regierung den Erlass zur Deportation der Roma nach Transnistrien. Dies betraf im ersten Schritt alle nomadisierenden Roma und im zweiten alle sesshaften Roma. Bis zum 2. Oktober 1942 wurden insgesamt 11.441 Roma (2.352 Männer, 2.375 Frauen und 6.714 Kinder) deportiert. Durch die Deportationen der Roma nach Transnistrien (heutige Südwestukraine) entstanden die sogenannten „Zigeunerkolonien“. Die Zwangsarbeiten, die sie verrichten mussten, waren u.a. landwirtschaftliche Tätigkeiten, Reparaturen von Straßen und Schienen, Holzarbeiten sowie Tätigkeiten für das Militär. Ihnen wurden Pferde und Wagen abgenommen. Die sesshaften Roma durften keinerlei Besitz mitnehmen. Infolge der katastrophalen Lagerbedingungen starben zehntausende an Hunger, Kälte und Krankheiten. Am 14. März 1944 wurden alle rumänischen Staatsbürger unabhängig ihrer ethnischen Herkunft aus Transnistrien evakuiert. Nur knapp die Hälfte der deportierten Roma überlebte. Die genaue Zahl der nach Transnistrien verschleppten Roma ist unbekannt. 1946 wurden von der Rumänischen Kriegskommission 36000 Roma, die in den Lagern in Transnistrien starben, anerkannt. Andere Quellen gehen von wesentlich höheren Opferzahlen aus. Die Auswertung von Daten aus rumänischen und ukrainischen Archiven steht noch aus. In der Nachkriegszeit nahmen Roma innerhalb der rumänischen Gesellschaft wieder die Rolle einer marginalisierten Gruppe ein. Verfolgt wurden Strategien der Sesshaftmachung, Widergutmachungen blieben jedoch aus. In den Kriegsverbrecherprozessen der Nachkriegszeit spielten die Verbrechen an den Roma nur eine untergeordnete Rolle.

Link: Schwarz und Weiß (film)

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