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27.Januar: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Am 27. Januar gedenken weltweit Menschen der Opfer des Nationalsozialismus, denn an diesem Tag befreite die Rote Armee 1945 das Vernichtungslager Auschwitz. Dieses Jahr waren wir von der VVN Bamberg eingeladen, bei ihrer Gedenkveranstaltung die Hauptrede zu halten. Im Folgenden einige Auszüge aus unserer Rede:

„Sinti und Roma wurden lange vor der NS-Herrschaft diskriminiert und verfolgt – auch auf gesetzlicher Ebene. Während der NS-Zeit wurde diese Verfolgung allerdings bis hin zum Völkermord eskaliert. Roma und Sinti wurden ihrer bürgerlichen Rechte beraubt, sie wurden systematisch erfasst, ghettoisiert, ihres Eigentums beraubt, zwangssterilisiert, deportiert, medizinischen Experimenten unterworfen und vernichtet.

Die „wissenschaftliche“ Begründungen für die Verfolgung lieferten v.a. Robert Ritter und seine Mitarbeiter_innen. Ritter leitete während der NS-Zeit die „Rassehygienische Forschungsstelle“, deren Gutachten die Grundlage für Zwangsmaßnahmen gegen Roma bis hin zur Deportation nach Auschwitz bildeten. Eva Justin war seine Stellvertreterin. Beide waren ab 1947 in leitenden Funktionen im Stadtgesundheitsamt der Stadt Frankfurt a.M. angestellt.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs weitete sich die Verfolgung gegen Roma auf die besetzten Gebiete aus. 1941 besetzten Deutschland und seine Verbündeten Jugoslawien. Roma wurden dort unerbittlich von deutschen, italienischen, kroatischen und anderen Faschisten verfolgt.

Zahlreiche Roma aus Jugoslawien wurden in die KZ des Deutschen Reiches und die Vernichtungslager im besetzten Polen verschleppt. Dort waren sie Zwangsarbeit, Hunger, Seuchen und Folter ausgesetzt. Die meisten wurden später nach Auschwitz deportiert. In dem Vernichtungslager machte Mengele grausame Experimente an Roma-Kindern. Er interessierte sich besonders für Zwillinge, an denen er zeigen wollte, dass „rassische Merkmale“ vererbt werden. Er töte selbst Kinder, um sie anschließend sezieren zu lassen.

Die Deutschen und ihre Verbündeten haben in der Zeit der NS-Herrschaft mindestens 500000 Roma und Sinti ermordet. Darunter viele aus dem ehemaligen Jugoslawien. Die Alliierten setzten dem NS-Regime ein Ende. Jedoch blieben viele seiner Täter_innen in ihren Ämtern. Das war einer der Gründe, warum die Schikane gegen Roma, gegen die Überlebenden und die Angehörigen der Ermordeten, nach 1945 weiterging und die Bürgerrechtsbewegung der Roma und Sinti jahrzehntelang um die Anerkennung des Völkermords an ihren Menschen kämpfen musste.

Mit dem Zerfall Jugoslawiens keimten Nationalismus und Kriege in der Region wieder auf. Infolge der Kriege flohen viele. Besonders schlimm für Roma war der Kosovokrieg. Auch mit deutscher Unterstützung bombardierte die Nato diese serbische Provinz mit katastrophalen Folgen für Roma. 120.000 Roma wurden von der albanischen Mehrheitsbevölkerung vertrieben und haben ihr Eigentum (v.a. ihre Häuser) verloren.

Die Folgen der Kriege und der Nationalismus der Mehrheitsbevölkerung haben zu einer Situation geführt, die es Roma unmöglich macht, in den Ländern Ex-Jugoslawiens ein sicheres Leben aufzubauen. Strukturelle Diskriminierung in allen Bereichen des Lebens – Schule, Arbeit, Wohnungsmarkt, medizinische Versorgung etc. – und Gewalt sind an der Tagesordnung.“

Bei der Veranstaltung wurden auch Bilder aus dem Comic „Ohh Porajmos“ von Boris Weinrich gezeigt.

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