In der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober 2024 hat jemand 80 Hakenkreuze und den Schriftzug „AFD“ über vier Etagen des Iduna-Zentrums in Göttingen gesprüht. Das Gebäude wird u. a. von mehreren Hundert Roma bewohnt. Roma leben dort, seit sie vor den Balkankriegen nach Deutschland geflohen sind. Der mutmaßliche Täter wurde gesehen und die Polizei alarmiert. Verhaftet wurde ein 40jähriger Mann. In seiner Wohnung wurde belastendes Material gefunden. Gegen den Mann wird ermittelt. Es wiederholen sich immer wieder solche Ereignisse, die das Trauma der NS-Verfolgung reaktivieren. Ob München, Hanau oder Solingen. Roma werden angegriffen und keiner spricht darüber.
Wir haben mit Bewohner:innen im Iduna-Zentrum gesprochen. Sie haben Angst, weil sie seit Jahren eine Zielscheibe sind.
Vor kurzem wurden 200 Roma-Kinder des Iduna-Zentrums in einer kriminalisierenden Berichterstattung einer Lokalzeitung thematisiert. Vor vier Jahren wurde Roma-Familien aus Ex-Jugoslawien, die im Iduna-Zentrum wohnen, bundesweit unterstellt, das Corona-Virus mutwillig verbreitet zu haben. Auch damals wurden die Menschen als „kriminell und asozial“ bezeichnet.
Seit Jahren setzt sich der Bundes Roma Verband für migrantische Roma ein, die in Deutschland zu den am meisten marginalisierten Menschen gehören. Bundesweit kämpfen die Vertretungen der migrantischen Roma mit ähnlichen Problemen. Sie verfügen über kaum Ressourcen, und die Situation wird immer bedrohlicher, schwieriger und komplexer.
Während in Deutschland das Thema Antiziganismus noch immer unter der nationalen Minderheit deutscher Sinti und Roma verhandelt wird, sind in den letzten sechszig Jahren Hunderttausende Roma als Gastarbeiter:innen, als Geflüchtete aus Jugoslawien und der Ukraine, als Arbeitsmigrant:innen aus der Europäischen Union nach Deutschland gekommen. Die Folgen jahrhundertelanger Marginalisierung und Verfolgung in den Herkunfts- und in den Zufluchtsländern müssen wir dringend gemeinsam angehen.
Wir sind Solidarisch mit den Bewohner:innen im Iduna-Zentrum.
Wir lassen uns nicht einschüchtern.
Wir lassen uns nicht vertreiben.