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Die Dom. Die anderen Asyl-Suchenden aus Syrien

Die Dom. Die anderen Asyl-Suchenden aus Syrien

Bei den Dom handelt es sich um (ehemals) wandernde Communitys, deren Wurzeln in Indien liegen und heute in fast allen Ländern des Nahen Ostens leben. Sie übten traditionelle Handwerke aus, die durch die industriellen Veränderungen heute kaum noch gefragt sind. Daher arbeiten die meisten Dom mittlerweile im informellen Sektor wie etwa der Saisonarbeit (Landwirtschaft, Bau etc.).

Während des derzeitigen Bürgerkriegs in Syrien sind die Dom der Region gezwungen zu fliehen, obwohl sie sich nicht am Krieg beteiligen. Sie fliehen v.a. in die angrenzenden Länder, wo sie Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren.

Als Jugoslawien zusammenbrach und sich der Nationalismus in den neu entstehenden Staaten ausbreitete, wurden die Roma das Ziel rassistischer Angriffe und systematischer Gewalt. Waren sie in der jugoslawischen Zeit gleichberechtigt, mussten in den Kriegen der 1990er Hunderttausende fliehen, ihre Häuser wurden zerstört, ihre Ländereien übernommen. Heute werden Roma in diesen Ländern meistens von sozialen Leistungen ausgeschlossen und diskriminiert. Das sind die wesentlichen Ursachen für den sozialen Abstieg, den sie erfahren haben.

Nun muss gehandelt werden, damit den Dom nicht das gleiche Schicksal widerfährt wie den Roma Ex-Jugoslawiens.

Im Zuge des syrischen Bürgerkriegs mussten in den letzten sechs Jahren 12 Millionen Menschen fliehen. Fast die Hälfte von ihnen floh in die angrenzenden Staaten. Für ethnische und religiöse Minderheiten war die Lage besonders drastisch: Dschihadistische Gruppen haben ihre Häuser und ihr Eigentum übernommen, die Menschen bedroht und gelegentlich Massaker verübt, da „sie nicht muslimisch genug“ seien. Auch das Regime bombardierte die Siedlungsgebiete der Minderheiten mit der Begründung, die Gegner hätten dort Unterschlupf gefunden.

Die vorliegende Untersuchung basiert auf Interviews mit etwa 700 Frauen, Mädchen, Kindern und Männern der Dom-Gesellschaft sowie auf 35 Gruppeninterviews. Daraus hat sich Folgendes ergeben:

Die Mitglieder der Dom-Community leben unter harten Bedingungen, sie werden beleidigt, wenn sie das Haus verlassen, und sind Vorurteilen ausgesetzt.

Sie erleben Diskriminierung und Ausgrenzung am Arbeitsplatz.

Die Angestellten von Institutionen, die Geflüchtete unterstützen, kennen sich mit der Dom-Gesellschaft nicht aus und haben ihnen gegenüber Vorurteile.

Andere Geflüchtete äußern häufig, sie wollten nicht, dass Dom-Kinder mit ihren Kindern zur Schule gingen.

Die meisten Dom-Männer sind Saisonarbeiter oder arbeiten auf dem Bau, während die Frauen im Haushalt arbeiten oder Reinigungskräfte sind. Dabei erhalten sie wesentlich weniger Gehalt als andere Arbeiter_innen im gleichen Bereich. Ihnen wird oft gekündigt und das Gehalt vorenthalten.

Die Geflüchteten können die Mieten, Strom- und Wasserrechnungen nicht bezahlen, man will nicht an sie vermieten oder sie werden wegen der Beschwerden von Nachbarn bald rausgeworfen.

Öffentliche Einrichtungen weigern sich, ihnen Papiere auszustellen. Daher erhalten sie keine Sozialhilfe und können die Kinder nicht in der Schule anmelden.

Frauen und Kinder haben einen erschwerten Zugang zu medizinischer Versorgung; die Krankenhäuser verlangen Gebühren; Kinder sind mangelernährt; die Menschen haben erhebliche Gesundheitsprobleme, bekommen aber in Ermangelung von Papieren keine kostenlose medizinische Versorgung; in der Community sind ansteckende Krankheiten (z.B. Tuberkulose) weit verbreitet.

Die Geflüchteten haben große Schwierigkeiten, an sauberes Wasser zu kommen, u.a. weil sie es sich nicht leisten können; in den ländlichen Gebieten sind die Flüsse zudem mit Industrieabfällen und Pestiziden verseucht.

Die meisten Kinder können, wie erwähnt, nicht an Schulen angemeldet werden; die Kinder, die doch zur Schule gehen können, gehen bald nicht mehr hin, da sie ausgegrenzt und diskriminiert werden. Viele müssen bereits in jungen Jahren arbeiten.

Geflüchtete Frauen erleben Gewalt auf der Straße und im Alltag, sie sind hinsichtlich aller Formen von Gewalt besonders gefährdet. Ihnen mangelt es an Wissen zu Verhütung und zu ihren Rechten.

Ältere und behinderte Dom sind ebenfalls weitgehend von der Gesundheitsversorgung ausgeschlossen.

Es gibt also dringende Bedarfe in den basalen Bereichen – Unterbringung, Nahrungsmitteln, Bildung und Gesundheit:

Dom-Familien sollten nur mit ihrer Einwilligung in Lagern untergebracht werden. Lokale Behörden sollten warme Mahlzeiten verteilen. Es gibt dringenden Handlungsbedarf im Gesundheitsbereich. Zugang zu Grundversorgung, wie Ausweispapieren und medizinischer Versorgung, sollte unverzüglich gewährt werden.

Es sollten Kontrollmechanismen hinsichtlich Bildung, Frauengesundheit, älteren und behinderten Menschen entwickelt werden.

Die sozialen und körperlichen Veränderungen durch Alter und Flucht auf alte Menschen sollten durch Reha-Maßnahmen aufgefangen werden.

Um frühe Ehen zu verhindern, sollte es entsprechende Schulungen geben; Bildungs-, Ausbildungs- und Beschäftigungsprogramme für junge Frauen sollten geschaffen werden.

Es sollten Schulungen für Frauen zu Verhütung und Gesundheitsrechten entwickelt werden.

Maßnahmen gegen Epidemien und für Gesundheitsvorsorge sollten zunehmen.

Eine neue Beschäftigungspolitik sollte die Lebensgewohnheiten der Communitys berücksichtigen.

Um Ausbeutung als billige Arbeitskräfte zu verhindern, sollte es Berufsbildung für Dom geben.

Da Dom-Kinder diskriminiert werden, sollten spezielle Unterrichtsmethoden entwickelt werden.

Der Kinderschutz sollte gestärkt und Maßnahmen ergriffen werden, damit Kinder entsprechend der Kinderschutzmechanismen der jeweiligen Länder behandelt werden.

Nichtregierungsorganisationen sollte es erlaubt werden, Zentren für die Bildung von Kindern zu entwickeln, und die Kinder sollten dazu gebracht werden, an diesen formalen Trainings teilzunehmen.

Kinder mit speziellen Bedarfen sollten an Bildung partizipieren können.

Soziale Dienste an Schulen sollten eingerichtet werden.

Kontrolle in Fällen von Abwesenheit vom Unterricht und Misshandlungen und der Besuch von Geflüchteten- und Dom-Familien sollte aktiver gestaltet werden, um die Integration der Kinder in die Schule zu fördern.

Aktivitäten sollten entwickelt werden, damit Behinderte von entsprechenden Leistungen profitieren können.

Reha-Maßnahmen sollten kostenlos für behinderte Geflüchtete sein.

Kırkayak Kültür  Bericht über die Situation geflüchteter Dom aus Syrien 
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