Home » News » Sie warfen seinen Sohn auf den Boden, entblößten sich vor seiner Tochter, griffen ihn mit einer Axt an und drohten mit Hitler. Ein schauriger Angriff auf eine Roma Familie aus Belgrad

Sie warfen seinen Sohn auf den Boden, entblößten sich vor seiner Tochter, griffen ihn mit einer Axt an und drohten mit Hitler. Ein schauriger Angriff auf eine Roma Familie aus Belgrad

Sie warfen seinen Sohn auf den Boden, entblößten sich vor seiner Tochter, griffen ihn mit einer Axt an und drohten mit Hitler. Ein schauriger Angriff auf eine Roma Familie aus Belgrad

Sejfula Beriša, ehemaliger Profiboxer, zunächst für Jugoslawien, später für Serbien und Montenegro, war hilfloser Zeuge eines Angriffs auf seine Familie.

„Ich werde meinen Pass beantragen und dieses Land verlassen. Dies ist kein Ort mehr für mich. Ich habe Blut für dieses Land vergossen, hab im Ring die Fahne hochgehalten, so dass alle meine drei Finger [Anm. des serbisch-nationalen Grußes] sehen, und nun habe ich erlebt, wie meine Familie 200 Meter von meinem Haus entfernt misshandelt wird. Hab ich das von diesem Land verdient?“

So fängt die Schilderung des Boxers, den man früher „Kubanac“, also den Kubaner nannte, gegenüber dem Portal Espreso an.

Wie er sagt, wurde seine Ehefrau, die Schwägerin und seine Kinder vor einer Bar und Wechselstube in unmittelbarer Nähe des Familienhauses in der Straße Vojvode Stepe angegriffen.

Wie Miodrag, sein Schwager sagt, kam es zu dem Konflikt wegen einer kurzen Auseinandersetzung:

„Ich gehe häufig zu dieser Wechselstube, weil sie die nächst gelegene ist. Weil ich Musiker bin, werde ich oft in Euro bezahlt, so dass ich relativ oft dort bin. Am Tag des Angriffs ging ich hin und fragte, ob ich auch zehn Bosnische Mark umtauschen könne. Daraufhin hat einer von drei offensichtlich betrunkenen Männern gesagt: ‚Das ist keine Bosnische, das ist eine Serbische Republik.‘ Ich erwiderte: ‚Ach, was ist das wichtig, wir sind doch alle Menschen.‘ Daraufhin sagte einer von ihnen, der Lebensmittel aus Ungarn über die Grenze schafft: ‚Wir sind nicht alle Menschen, du bist Zigeuner!‘ Und ich zu ihm: ‚Gut, ich möchte keinen Ärger, ich gehe wenn du das Geld nicht umtauschen möchtest.‘ Er wollte das Geld nicht umtauschen. Sie wollten, dass ich mittrinke weil sie eh schon betrunken waren. Ich stolperte und dann kam zufällig Sefa mit dem Auto vorbeigefahren.“

Der Boxer erzählt weiter:

„Ganz zufällig sah ich, wie sie versuchten ihn in die Bar zu zerren, brachen ihm bei dem Gerangel die Finger. Mir gelang es, sie auseinanderzubringen, und ihn schickte ich nach Hause, damit es nicht zu einer Schlägerei kommt, weil die viele waren und immer aggressiver wurden. Während ich den Schwager nach Hause trieb, sah ich auf einmal das ganze Ausmaß. Die schubsten meine Frau herum und entblößten sich vor der minderjährigen Tochter. Den vierjährigen Sohn zerrten sie aus dem Auto, so dass der Kleine auf den Asphaltboden fiel. Einer von ihnen wedelte mit einer Axt herum. Mir dämmerte es, dass ich die Situation irgendwie beruhigen muss, sonst hätte es auch Tote geben können.“, so Beriša, der ergänzt, dass er sich in einem Patt wiederfand.

„Wissen Sie, die waren sich bewusst, dass ich denen was anhaben kann. Im Ring wurde ich nie verdroschen, ich war es, der schlug, und ich habe viele Medaillen gewonnen. Dank des Sports, dem ich mein Leben widmete, gelang es mir, mich von der Straße und dem Verbrechen fernzuhalten. Sportsgeist und Fähigkeiten sind für mich heilig. Ich hätte alle fertigmachen können, was aber auch geheißen hätte, hinter Gitter zu landen. Ich konnte nicht zulassen, dass diese Menschen mein Leben wie ein Kartenhaus einstürzen lassen.“

Der Schwager führt weiter aus, dass es sich bei dieser Gruppe um ehemalige Polizisten und den Barbesitzer handelt. Das Ausmaß an rassistischen Beleidigungen liegt Espreso durch Einsicht der Anzeige vor.

Ebenfalls dabei war eine Freundin der Familie, die keine Romnja ist. Sie möchte anonym bleiben. Sie sagt aus: „Sie beleidigten und demütigten uns. ‚Eurer Zigeunermutter, warum hat euch Hitler nicht alle getötet!‘“ Als sie ihn fragt, warum er sie beleidigt, antwortet er mit weiteren Beschimpfungen. Daraufhin wurde sie auch auf den Kopf geschlagen und fiel dabei einmal zu Boden.

Beriša betont, dass er sich eigentlich vor niemandem fürchte außer vor Gott. Das Problem sei aber, dass sowohl seine Ehefrau, die Kinder und die gute Freundin seit diesem Angriff in ständiger Angst leben.

„Meine Familie wurde bedroht und misshandelt, meine Tochter kann das Haus nicht verlassen. Sie kann nicht alleine zur Schule, immer muss sie jemand begleiten. Mein Sohn erkannte einen der Angreifer in einer Bäckerei und erzählte weinend ‚Das sind sie, das sind sie!‘“

Beriša hat zahlreiche Preise gewonnen, unter anderem auch den für sein Lebenswerk seitens der Roma-Gemeinschaft. Er hatte viele Fernsehauftritte und ist in einem Dokumentarfilm zu sehen. Jeden Tag trainiert er mit dem Boxnachwuchs um eben das zu schaffen, was ihm gelang – von der Straße fernzubleiben. Beriša möchte Gerechtigkeit.

„Habe ich das verdient? Ich verlange keine Sonderbehandlung. Das einzige, was ich möchte ist, dass die Leute bestraft werden, die meine Kinder in Angst und Schrecken versetzt haben.“ Er habe bei zahlreichen Organisationen, Verbänden und der Polizei um Unterstützung gebeten, aber keine bekommen. Die Täter wurden nach kurzer Haft wieder entlassen. Wenn der Staat nicht etwas unternehme, bliebe ihm nichts anderes übrig, als das Land zu verlassen, auch wenn er, wie er betont, immer stolzer Serbe war.

Quelle: espreso.rs/vesti (Autorin: Suzana Trajković)
19.12.2017
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