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Sybil Dvorak, auch bekannt als Gypsy Moth, Sybarite und Skein

Wir stellen die Roma-Charaktere aus der Comic-Welt vor, die unbekannt sind. Eine von ihnen ist

Sybil Dvorak, auch bekannt als Gypsy Moth, Sybarite und Skein

Sybil Dvorak wird in Focşani, Rumänien, geboren und wächst dort in einer Roma-Community auf. Als Alleingängerin gärtnert sie und beschäftigt sich mit Fasern, die ihr angenehm sind. So webt sie sich irgendwann Flügel. Sie ist eine der Mutant:innen im Marvel-Universum, deren Kräfte sich bereits in ihrer Kindheit manifestieren. Sybil besitzt die Fähigkeit der Psychokinese und Levitation und kann die Körper anderer kontrollieren.

Als junge Frau lernt sie einen erfolgreichen älteren amerikanischen Schauspieler namens Jason Reed kennen. Er verführt sie, und sie geht mit ihm nach Hollywood, wo sie ohne Englischkenntnisse in einem illegalisierten Aufenthaltsstatus lebt. Sie beginnt allmählich, sich nach ihrem Zuhause zu sehnen. Da sie Reed verdächtigt, Affären zu haben, setzt sie eines nachts ihre Kräfte ein, um sich zu verwandeln und die Wohnungen der Hollywood-Stars aufzusuchen, bei denen sie ihn vermutet.

Das Gefühl, von dieser gesellschaftlichen Riege ausgeschlossen zu sein, veranlasst sie dazu, sich ein Kostüm zu weben, die Identität der Gypsy Moth anzunehmen und sich zu rächen. Ihr Alias bezieht sich auf die umgangssprachliche englische Bezeichnung einer Motte, deren Larve Fäden spinnt. Da der englische Name der Motte die diskriminierende Fremdbezeichnung für Roma enthält, gab es einen Prozess, das Insekt in Spongy Moth umzubenennen. Die Comic-Figur trägt jedoch weiterhin den diskriminierenden Namen.

Bei einer Party wird Spider-Woman auf Sybil aufmerksam. Bei einem Kampf zwischen den beiden, schießt Spider-Womens Freund, ein S.H.I.E.L.D.-Agent, auf Sybil und verwundet sie. Spider-Women schlägt ihn bewusstlos, damit Sybil entkommen kann und nicht den Behörden in die Hände fällt.

Sie erhält die amerikanische Staatsbürgerschaft, und da Reed sie schließlich doch als Erbin eingesetzt hat, erbt sie nach dessen Tod sein Haus und Vermögen. Sie verwendet es dazu, einen hedonistischen Kult zu gründen und nennt sich als dessen Anführerin nun Sybarite.

Irgendwann später schließt Gypsy Moth (Sybil) sich einem Schurken-Team namens Night Shift an. Immer wieder wird die Night Shift besiegt. Schließlich verlässt Sybil das Team und löst auch ihren Kult auf.

Als Mitglied der Thunderbolts unter der Leitung von Hawkeye nimmt Sybil Dvorak die Identität der Skein an. Schließlich verlässt sie die Thunderbolts jedoch wieder, da es ihr nicht gelint, das Thunderbolts-Mitglied Songbird zu verführen. Demnächst kommt eine Verfilmung der Thunderbolts durch Marvel Cinematic Universe heraus. Hier werden wir sehen, ob wieder eine Gelegenheit ungenutzt bleibt, einen Roma-Charakter angemessen darzustellen.

Während Dark Reign tritt Sybil den Women Warriors bei und nimmt später an Osborns Angriff auf Asgard teil.

Skein wird in der Gefängniskleinstadt Pleasant Hill inhaftiert, wo das Gehirn der Inhaftierten manipuliert wird, um aus ihnen Vorzeige-Bürger:innen zu machen. Mit anderen inhaftierten Schurk:innen greift sie Pleasant Hill von innen an, um die Gefangenen zu befreien.

Das erste, was einem an der Figur der Sybil Dvorak auffällt, ist die starke Assoziation mit Kriminalität, die sich durch ihre Geschichte hindurchzieht. Roma wird seit ihrem Erscheinen in Europa kriminelles Verhalten nachgesagt. Dass Sybil sowohl zu ihren Anfängen als Gypsy Moth, als auch später als Skein immer wieder kriminell wird und sich wiederholt Banden anschließt, perpetuiert diese Charakterisierung der Roma als Verbrecher:innen. Dies ist vor allem der Fall, wenn in herkömmlichen Narrativen auf eine banalisierende Gut-Versus-Böse-Rezeption abgezielt wird und die subtileren Grauzonen außer Acht gelassen werden. Insbesondere wenn die Hintergründe einer Figur, ihre Leidensgeschichte, ihre Erfahrungen von Verfolgung und Unterdrückung übersehen oder aus Geschichten herausgeschrieben werden. In moderneren Verfilmungen und alternativen Narrativen wäre die Möglichkeit gegeben, dies besser auszuleuchten. Wie wir zum Beispiel in der erfolgreichen Serie „The Boys“ sehen, ist es möglich, das – eigentlich doch recht peinliche – Narrativ vom guten Superhelden ad absurdum zu führen, indem man ihn als den Superschurken entlarvt, der er ist. Die interessanten Figuren sind immer die die zwischen Gut und Böse wanken, denn sie sind viel näher an der Realität, die vielschichtig und selten eindeutig ist.

Die Geschichte von Sybil Dvoraks Roma-Wurzeln wird nicht näher thematisiert, und der Bezug zu ihrer Herkunft spielt, außer in ihrem pejorativen Motten-Namen, im Laufe ihrer Geschichte keine Rolle. Sie ist eine Figur, der sich gegen das ihr zugefügte Unrecht wehrt und damit empowernde Elemente aufweist, die als positive Anknüpfungspunkte fungieren können, wenn wir uns aus den schwarz-weißen Komfortzonen herauswagen und in die Grauzonen eintauchen würden, die ein menschlicher Charakter zu bieten hat. Die Ambivalenzen und die Vielschichtigkeit, die in Charakter wie die der Sybil Dvorak steckt, sollte in Verfilmungen besser herausgearbeitet werden. Insbesondere eignen sie sich für serielle Narrative, die hierfür viel Raum bieten und bereits sehr viel positive Wirksamkeit und Normalisierung bieten, um gewohnte normative, weiße Sehgewohnheiten zu hinterfragen.

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