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Aktionswoche Gedenken und Widerstand

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Aktionswoche Gedenken und Widerstand

Vom 29. Oktober bis 6. November 2016 hat in Berlin die Aktionswoche Gedenken & Widerstand. 5 Jahre nach dem Bekanntwerden des NSU stattgefunden. Das Roma Center Göttingen hat sich mit zwei Veranstaltungen beteiligt. Im Fokus der Aktionswoche standen die Perspektiven von Angehörigen der Mordopfer und Betroffenen von rassistischer Gewalt – gerade weil in den öffentlichen Diskursen, und vor allem auch im öffentlichen Gedenken, ihre Stimmen kaum gehört werden (wollen). Zudem sollte die Aktionswoche Raum zur Vernetzung und zum Austausch über antirassistischen Widerstand schaffen.

Am 5. November fand die Internationale Konferenz Gedenken und Widerstand im Jugendkulturzentrum Pumpe Schöneberg statt. Rosita Grönfors, die Vorsitzenden der schwedischen Romnja-Selbstorganisation Romskakvinnoforum, hat zusammen mit Kenan Emini vom Roma Center, Roma Antidiscrimination Network (RAN) und alle bleiben! einen Workshop unter dem Titel Gedenken und Mahnen. Von der Vergangenheit lernen & in der Gegenwart handeln geleitet.

Rosita die historische und gegenwärtige Situation der Roma in Schweden erörtert und ihrer Angst Ausdruck verliehen, dass sich die diskriminierende Geschichte wiederholen könne. Zu den historischen Aspekten gehörten etwa Zwangssterilisierungen und den Mangel an Freizügigkeit (bis 1968 durften Rom_nja sich nur drei Tage am Stück an einem Ort aufhalten).

Heute sind die Roma in Schweden als Minderheit anerkannt. Dies steht Rosita zufolge allerdings in einem Widerspruch zur alltäglichen Realität, die immer noch von Diskriminierung geprägt ist. Im Jahr 2013 wurde etwa bekannt, dass die schwedische Polizei rechtswidrig Daten von etwa 4000 Rom_nja in einem Register sammelt (http://pdf.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-09/roma-register-schweden-skane-polizei.pdf).

Ein großes Problem, mit dem sich Rosita und ihre Mitstreiterinnen auseinander setzen, ist das des Sorgerechts. So kommt es häufig vor, dass Sozialarbeiter_innen und Polizei Untersuchungen durchführen und schließlich Rom_nja ihre Kinder weggenommen werden. Rosita hat ausführlich von den entsprechenden Auseinandersetzungen mit Politik und Behörden in Stockholm berichtet. Die vergangenen und andauernden Diskriminierungen sind die wesentlichen Gründen dafür, warum Roma nach wie vor ein Misstrauen gegenüber Behörden hegen. Dies schließt auch medizinische Versorgung und die Schule mit ein. In der Schule werden Roma-Kinder von Mitschüler_innen gemobbt und von Lehrer_innen benachteiligt. Die strukturelle Diskriminierung führe zudem dazu, dass viele Roma-Kinder in Spezialklassen untergebracht würden. Um die Probleme rund um die Institution Schule zu lösen, plädiert Rosita für den Einsatz von „Brückenbauern“ – es sollen Personen eingesetzt werden, die zwischen Lehrpersonal und Kindern einerseits und zwischen Eltern und Schule andererseits vermitteln sollen, um so den Kreislauf aus Misstrauen und Benachteiligung aufzubrechen.

Als Repräsentantin einer Frauen-Vereinigung hat Rosita auch frauenspezifische Probleme angesprochen. Häufig hat sie die Erfahrung gemacht, dass Frauenhäuser keine Romnja aufnehmen. Daher hat ihr Verein eigene Zufluchtsmöglichkeiten für Frauen aufgebaut. Auch innerhalb der Roma-Community sei die Dominanz „alter Männer“ ein Problem, dem Rosita und ihre Unterstützer_innen mit ihrem Verein etwas entgegensetzen.

Rositas Verein ist seit einem halben Jahr dabei, internationale Strukturen bzw. einen Dachverband aufzubauen, denn ihrer Erfahrung nach verhält sich der Staat Roma gegenüber in allen Ländern, in denen sie bisher war, ähnlich. Die Idee dahinter ist, internationale Unterstützungsstrukturen von und für Rom_nja aufzubauen, um in Notsituationen grenzübergreifende Hilfe organisieren zu können.

Während des Panels Fünf Jahre der Vergangenheit, fünf Jahre der Verlogenheit. Gedenken und Kämpfen haben Überlebende von rechten Anschlägen und deren Angehörige die offizielle täterzentrierte Gedenkpolitik kritisiert und diskutiert, wie man dem ein Gedenken entgegensetzen könne, das den Opfern gerecht werde.

Im Rahmen des Film- und Diskussionsabend mit Filmen gegen das Vergessen hat Kenan Emini am 6.11.2016 vor etwa 100 Zuschauer_innen seinen Film The Awakening im Kino Moviemento gezeigt.

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