In „sozialen Medien“ waren Gerüchte lanciert worden, Roma würden Kinder in einem weißen Lieferwagen entführen und Organhandel betreiben. Daraufhin haben mit Messern und Schlägern bewaffnete Gangs in der Nacht vom 25. auf den 26. März Jagd auf Roma in Pariser Vororten gemacht. 20 Personen sind verhaftet worden.
Anina Ciuciu von La Voix des Rroms spricht in einem Interview über die Hintergründe der Fake News.
Diese falschen Gerüchte waren bereits seit einer Woche verbreitet worden und erreichten Hunderttausende Posts. Sie sind die Reaktivierung mittelalterlicher Stereotype über Roma, die als Kinderdiebe und Kinderfresser imaginiert wurden. Es ist eine Methode der Entmenschlichung, um Maßnahmen gegen sie zu rechtfertigen. Ähnlich wie es im Mittelalter mit Juden passiert ist, um Massaker gegen sie zu rechtfertigen oder auch heute den Rohingya in Myanmar.
Die Gerüchte sind falsch, das hat die Polizeipräfektur bestätigt.
Verständlicherweise haben Menschen Angst um ihre Kinder. Aber es sind nicht die Kinder der Leute, die die Gerüchte glauben, die bedroht sind, sondern die Roma-Kinder – die Kinder, die in den Bidonvilles und den besetzten Häusern leben. Gegen sie gab es jetzt schwerwiegende Aggressionen und Einschüchterungen. Sie leben in Angst. Vom Innenminister und vom Polizeipräfekten verlangen wir eine sofortige Reaktion durch ordentliche Polizeipräsenz zum Schutz der Bewohner.
Es gab keinerlei Versuche, Kinder zu entführen, und es ist eine irrationale Angst. Man muss wieder zur Vernunft kommen, denn was gerade passiert ist extrem schlimm. Die Aggressionen gegen Roma, die sind real.
Das ganze Interview mit Anina Ciuciu hören. (Französisch)
Anina Ciuciu hat selbst in den Bidonvilles gelebt. Das sind die Armenviertel der französischen Großstädte, in denen die sozial ausgeschlossenen Menschen in extrem prekären und unsicheren Situationen leben. Heute studiert sie Rechtswissenschaften und ist Roma-Aktivistin.
