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Serbisches Reiseunternehmen schafft „Gypsy Tour“ nach Rassismusvorwürfen ab

Serbisches Reiseunternehmen schafft „Gypsy Tour“ nach Rassismusvorwürfen ab

Ein serbisches Unternehmen für Rundreisen hat seine „Gypsy Tour“ durch Belgrad abgesagt, nachdem es beschuldigt worden war, mit Rassismus zu werben.

Nachdem dem in Belgrad ansässigen Tourismusunternehmen CitySoul Rassismus vorgeworfen worden war, hat es seine geplante „Gypsy Tour“ durch die serbische Hauptstadt abgesagt. Die Tour beinhaltete eine Fahrt durch Roma-Viertel, um zu sehen, wie die Leute dort leben und „wahlweise mit einem Gypsy zu sprechen“.

„Einzigartig in unserer Stadt – eine Roma-Safari! Zusätzlich können Sie mit ihnen sprechen, für 11200 Dinar [93Euro]“, konnte man in einem Twitter-Kommentar lesen.

Jedinstveno u našem gradu – Roma safari! Opciono može i da se priča s njima, sve za 11200 dinara. pic.twitter.com/ouKHY8ExdC

– Danilo Ćurčić (@DCurcic) July 12, 2017

„Wenn du es dir nicht leisten kannst, nach Afrika zu reisen, mach ein Foto mit Roma-Kindern in Serbien, um zu zeigen, wie weltoffen du bist“, sagte ein weiterer Twitter-Kommentar.

Die Antifaschistische Roma-Aktion verglich die Tour auf Facebook mit einem „menschlichen Zoo“.

„Es ist leider traurig, aber was soll ich sagen“, sagte die Besitzerin des Unternehmens, Lizzy Mae Van Son, als BIRN* sie zu den Reaktionen in sozialen Netzwerken befragte.

Sie bestätigte, dass das Unternehmen die Tour wegen der Reaktionen abgesagt habe, kommentierte jedoch nicht weiter, da sie mit Kundschaft beschäftigt sei.

CitySoul hat Tourist_innen eingeladen, zu sehen, wie Roma, oder „Romney“, wie das Unternehmen sie nannte, leben und ihr Geld verdienen.

Der Preis lag bei mehr als 90 Euro pro Tour, und es ist nicht klar, wie viel davon an die beteiligten Roma gehen sollte.

„Dies ist für die Leute, die so besichtigt werden sollen, erniedrigend“, sagte Milan Antonijevic vom Anwaltskomitee für Menschenrechte YUCOM.

Antonijevic teilte BIRN mit, es verstoße gegen die Menschenrechte der Bewohner_innen, die Roma-Siedlungen in dieser Art und Weise zu besichtigen.

„Dieser Lebensstil ist keine Wahl, sondern das Ergebnis von Gleichgültigkeit und anderer sozialer Umstände. Es ist nichts, woran sich Tourist_innen erfreuen sollten“, sagte er.

Der Volkszählung von 2011 zufolge ist Serbien die Heimat von mehr als 147.000 Roma. Das macht sie nach Serb_innen und Bosnier_innen zur drittgrößten Community des Landes. Einem UN-Bericht von 2014 zufolge leben 60 Prozent von ihnen in schwerer Armut und 70 Prozent sind „funktionale Analphabet_innen“.

*BIRN steht für Balkan Investigative Reporting Network und betreibt das Nachrichtenportal Balkan Insight (Anm. d. Übers.).

Übersetzung aus dem Englischen. Der Artikel erschien am 17.7.2017 auf balkaninsight.com.
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