Gewalt bei der Geburt: Romni wird misshandelt, ihr Kind stirbt
Marica Mihajlović, eine junge Romni wurde am 12. Januar Opfer ärztlicher Gewalt bei der Geburt ihrer Tochter Elena, die wenige Stunden später starb.
Seit dem 11. Januar 2024 befand sich Marica Mihajlović zur Geburt ihrer Tochter im Allgemeinen Krankenhaus in Sremska Mitrovica, Serbien. Sie hatte eine komplikationslose Schwangerschaft und war nun sieben Tage über dem errechneten Geburtstermin. Die Wehen wurden eingeleitet, doch das Kind konnte nicht kommen. Stunden um Stunden vergingen.
Obwohl es immer offensichtlicher wurde, dass ein Kaiserschnitt notwendig sei, um das Kind zu holen, weigerte sich der Arzt. Marica flehte ihn an, das Kind zu holen. Auch die Hebammen waren der Meinung, ein Kaiserschnitt sei notwendig. Weitere Stunden vergingen. Der Arzt hat sie immer wieder beleidigt, bedroht und schließlich misshandelt. „Er packte meinen Kiefer und sagte, er würde mir die Zähne ausschlagen und mir den Schädel brechen.“ Er hat sie rassistisch beleidigt. Er schrie sie an: “Halt die Klappe, du Z*******! Du wusstest, wie man f****… und jetzt weinst du! Du bist eine Kuh!”
Die Hebammen versuchten, Marica zu helfen. Jedoch vergeblich. Er sprang immer wieder auf ihren Unterleib, um die Geburt zu erzwingen. Dabei soll er ihr eine Rippe gebrochen haben.
Marica berichtet, dass sie dabei das Bewusstsein verloren habe. Das Baby blieb stecken. „Das Herz blieb stehen, das Gehirn war geschädigt. Sie wurde ohne Puls geboren, es gelang ihnen, sie ein wenig wieder zum Leben zu erwecken, sie brachten sie nach Novi Sad, von wo aus mir mitgeteilt wurde, dass das Baby am nächsten Tag gestorben sei. Die genaue Todesursache ist eine gewaltsame Geburt.“
Der Obduktionsbericht kommt zu folgendem Ergebnis: “Aufgrund des klinischen Verlaufs und des Autopsiebefunds sind wir der Meinung, dass der ungünstige Ausgang auf eine schwere perinatale Asphyxie des Fötus und eine massive Aspiration von Mekonium und das daraus resultierende Auftreten eines bilateralen Pneumothorax und einer bilateralen suprarenalen Blutung zurückzuführen ist. Das Vorhandensein eines subgalealen Hämatoms (SGHs) wurde ebenfalls nachgewiesen.”
Verschiedene Medien haben über den Fall berichtet, nachdem die junge Frau in sozialen Medien darüber berichtet hatte, was ihr im Krankenhaus angetan wurde.
Viele Frauen erleben Gewalt bei der Geburt. Wie das ERRC schreibt, sei es für Romnja in Mittel- und Osteuropa jedoch „Alltag“. Die Menschenrechtsorganisation hat bereits öfter über Fälle berichtet, bei denen Romnja Misshandlungen und Gewalt bei der Geburt erlebt haben.
Auf der Webseite von Kurir berichtet eine weitere Frau von ähnlichen Erlebnissen im Allgemeinen Krankenhaus. Auch das ERRC hat von anderen Roma-Frauen gehört, dass dies nicht der erste Vorfall dieser Art sei, bei dem dieser Arzt schwangere Romnja misshandelt habe, und auch nicht das erste Mal, dass dies zum Tod eines Babys geführt habe.
Es wurden Ermittlungen gegen den misshandelnden Arzt eingeleitet. Ihm werden „Verbrechen gegen die menschliche Gesundheit“ zur Last gelegt. Aktuell befindet er sich in Haft. Das Krankenhaus führt eine Untersuchung durch. Das ERRC hat die zuständige Ärztekammer gebeten, ein Disziplinarverfahren einzuleiten, um dem Arzt die Zulassung zu entziehen und in Zukunft Romnja vor dieser Gewalt zu schützen.
Die kleine Elena hinterlässt ihr Mutter Marica, ihren Vater Danijel und ihre Schwester Eleonora.
Maricas Bericht auf Serbisch (WARNUNG: dort sind Bilder der verstorbenen Elena zu sehen): https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=122112783128171792&id=61555153765593&ref=embed_post
