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„Weißes Europa“: 60.000 Nationalisten marschieren an Polens Unabhängigkeitstag

„Weißes Europa“: 60.000 Nationalisten marschieren an Polens Unabhängigkeitstag

Ausländerfeindliche Sprüche und rechtsextreme Symbole bestimmen das Event, das von Antifaschist_innen als Magnet für rechtsextreme Gruppen weltweit bezeichnet wird.

Zehntausende nationalistische Demonstrierende marschierten am Wochenende anlässlich des polnischen Unabhängigkeitstags durch Warschau. Sie warfen rote Rauchbomben und trugen Banner mit Slogans wie „Weißes Europa brüderlicher Nationen“.

Schätzungen der Polizei zufolge nahmen 60.000 Personen an der Veranstaltung teil. Expert_innen zufolge war es eine der größten Zusammenkünfte rechtsextremer Aktivist_innen der letzten Jahre in Europa.

Vermummte Demonstrierende sangen „reines Polen, weißes Polen!“ und „Flüchtlinge raus!“. Ein Transparent, das über einer Brücke hing, besagte: „Betet für einen islamischen Holocaust.“

Der Marsch wurde von rechten Gruppen in Polen organisiert und ist ein jährliches Event, mit dem eigentlich Polens Unabhängigkeit von 1918 gefeiert wird. Laut Nick Lowles von der anti-extremistischen Gruppe Hope not Hate ist er mittlerweile jedoch ein wichtiger Sammelpunkt für internationale rechte Gruppierungen geworden.

Einige Teilnehmende marschierten unter dem Slogan „Wir wollen Gott!“ – Worte aus einem alten polnischen religiösen Lied, das US-Präsident Donald Trump zitierte, als er letztes Jahr zu Besuch in Warschau war. Sprecher_innen ermutigten die Anwesenden gegen Liberale einzutreten und christliche Werte zu verteidigen.

Viele trugen die weiß-rote Nationalflagge, während andere Banner hielten, die eine Falanga zeigten, ein rechtsextremes Symbol aus den 1930ern. Ein Demonstrant äußerte gegenüber dem Fernsehsender TVP, er nehme an dem Marsch teil, um „das Judentum von der Macht zu entfernen“.

Unter den rechtsextremen Führern war der ehemalige Vorsitzende der English Defence League, Stephen Lennon, besser bekannt als Tommy Robinson, und Roberto Fiore aus Italien. Er zog auch eine beträchtliche Zahl Anhänger_innen der regierenden konservativen Partei Polens Recht und Gerechtigkeit (PiS) an.

TVP, der die konservative Linie der Regierung vertritt, nannte ihn einen „großartigen Marsch von Patrioten“, und beschrieb das Ereignis in seinen Sendungen als eins, das vor allem gewöhnliche Pol_innen, nicht Extremist_innen, dazu brachte, ihre Liebe zu Polen zu zeigen.

„Es war eine schöne Ansicht,“ sagte Innenminister Mariusz Błaszczak. „Wir sind stolz, dass so viele Polen entschieden haben, an den Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag teilzunehmen.“

Der Marsch war ein Event von vielen, das Polens Unabhängigkeit von 1918 feierte, als das Land seine Souveränität am Ende des Ersten Weltkriegs wiedergewann, nachdem es geteilt und seit Ende des 18. Jahrhunderts von Russland, Preußen und Österreich-Ungarn regiert worden war.

Am Samstag fand ein kleinerer Gegenprotest der antifaschistischen Bewegung statt. Obwohl die Organisator_innen versuchten, die beiden Gruppierungen voneinander fern zu halten, schubsten und traten Nationalist_innen einige Frauen, die ein Transparent hatten, auf dem „Stoppt Faschismus“ stand, und antifaschistische Slogans sangen.

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